Benedikt Gahl, Katharina Daxenberger, Lorenz Straßl
Eröffnung: Donnerstag, 6. Juni., 18–21 Uhr
Ausstellungsdauer: 7. Juni bis 3. August 2024
Die Initative zu dieser Ausstellung ging von der Künstlerin Katharina Daxenberger aus. Sie zog die Künstlerin Katharina Weishäupl als Co-Kuratorin hinzu. Weishäupl war nicht nur gerade Münchenpreis-Nominierte und in der Rathausgalerie zu sehen, sondern schuf mit der Ausstellung kosmos zur Schmuckwoche mit Daniel Krugers Schmuckobjekten eine Rauminstallation, die auf den Naturverhältnissen der Fibonacci Zahlen basierte. Eine Zusammenarbeit, wie es sie zuvor nie während einer Schmuckwoche gab und nur eine von Weishäupls Visitenkarte in Raumbezügen zu denken. Darüberhinaus ist Weishäupl als von BELLEPARAIS repräsentierte Künstlerin mit den Galerieräumen bestens vertrau, kennt Tücken und Möglichkeiten zu wechselseitigen Bezügen im Raum. So ließ Katharina Daxenberger Katharina Weishäupl als hidden artist mitwirken.
Für die gemeinsame Ausstellung ließ Daxenberger ließ Katharina Daxenberger den Wortklang und die Typografie der aneinander gereihten Nachnamen der Künstler "GahlDaxenbergerStraßl" sprechen, und brachte ihre eigenen Arbeiten mit neuen Arbeiten von Benedikt Gahl und Lorenz Straßl zusammen. Gahl und Straßl ließen sich auf den Raumbezug ein. Gahl schuf eine Arbeit "Meine Insel ist nicht Deine Insel" und reagierte mit diesem Gemälde auf die Information, dass Lorenz Straßl dem Gemälde gegenüber eine Wandinstallation über dem Galeriesofa entstehen ließ. So griff er die Situation antizipierend auf, dass sein Gemälde vom Sofa betrachtet würde und ließ es "zurückschauen".
Katharina Daxenberger erschafft in ihren Arbeiten via zigfacher Schichtungen und Überlagerungen von Grau-, Blau- und Schwarztönen einen Mikrokosmos, aus dessen vermeintlich dunkler Atmosphäre Farben und schemenhaft figurative Ausschnitte hervortreten. Das Reportage- und Kulturmagazin "Geo" dient der Künstlerin als Inspirationsquelle. Flüchtige Eindrücke und figurative Anklänge an Traumsequenzen weisen wie hinter Schleiern oder 'Tüchlein' in Altmeistergemälden durch Katharinas Weißsetzungen in ein abstraktes 'Dahinter', das die Grenzziehungen zwischen Figuration und Abstraktion dem Kopfkino überlässt und - wie die ganze Ausstellung - Reisen in parallele Welten ermöglicht. Katharina Daxenbergers Arbeiten auf Zeitschriftepapier sind kleinformatig. Bei anderen Künstlern ist das kleine Format eine freie Wahl, nicht so bei Katharina Daxenberger. Ihre Arbeiten sind ein Konzentrat großformatiger Arbeiten – Fragestellungen von Nähe und Distanz, Ausgreifen in den Raum und Problemstellungen der Malerei komprimiert auf 21,5 x 16,5 cm.
Benedikt Gahls neue Arbeiten scheinen expressive Zeichen- und Formen aus Bewußtseinsströmen abzufangen, ohne sie ihrer Wildheit zu berauben. Eine Anfangsidee gelangt nie direkten Weges zum Kunstwerk, aber sie bringt einen genuin malerischen Prozeß in Gang, der Energie frei setzt. Diese Energie scheint sich auf Zwischenzustände, Außersprachliches, Reduktionen, Problematisierungen von Harmonien und Quellenforschung am sich entwickelnden Objekt zu konzentrieren, um dort anzukommen, wo das eine Bild als abgeschlossene Entität zugleich den Pfad zum nächsten öffnet. Benedikt Gahl tauschte sich mit Lorenz Straßl intensiv über die Raumsituation aus. Sein neues Werk "Deine Insel, ist nicht meine Insel", enstand natürlich nicht nur um vom Sofa aus betrachtet zu werden, aber er ließ es quasi animiert von Straßls Installation ‚zurückschauen'.
Die wohl schwierigste Aufgabe im Raum, hatte Lorenz Straßl. Die Wand mit den Spuren der vergangenen Zeit bis 1908 in BELLEPARAIS besitzt ein Charisma, das einem unsicheren Künstler die Schau stehlen kann. Nicht so Lorenz Straßl. Er liebt Situationen, die andere vermeiden. Sein Relief o.T. (Regal), integriert ein String Regal der 60er Jahre in ein Werk, dass die Differenzierung von Bildhauerei und Malerei, von Plastik und Gemälde in Frage stellt und den Begriff von "Kunst überm Sofa" in neuem Licht erscheinen lässt.
Lorenz Straßls Leuchtkastenarbeit o. T. (Nr.109) datiert aus dem Jahr 2005. Der Lambdaprint gehört zu einem Frühwerk des Künstlers, für das er 100 Fotografien des gleichen Raums anfertigte. Den Raum ließ Lorenz als temporäre Skulptur aus Fundstücken und selbstgebauten Materialien mit Geschichte entstehen. Die Diaphotographie verlangt das Einfangen des klassischen und künstlerischen Blicks auf eine Situation ad hoc und ist bestimmt durch eine spezifische Körnung im großen Format. Die Fotoarbeiten und Leuchtkästen entstand völlig ohne nachträgliche Bearbeitung des Ausschnitts. Lorenz Straßl setzte vor der Kamera und für den Kamerablick menschenleere Räume in Szene, die nur für einen Moment existierten, ließ Dramen geschehen, Katastrophen ablaufen – immer nur für den einen Moment. "Die Hundertstel-Sekunde der Aufnahme erklärt weder die Umstände, die zu dieser Situation führten, noch den Ausgang dieser Szenen". Sie erinnern an gebannte Zeit in traumähnlichen Situationen.
Benedikt Gahl (* 1977, München)
studierte bei Markus Oehlen an der Akademie der Bildenden Künste München.
Er war Preisträger der Debütantenförderung des Freistaats Bayern, erhielt die Atelierstipendien des Freistaats Bayern und der Stadt München sowie die AlmResidency nahe des Tegernsee.
Katharina Daxenberger (* 1969, München)
studierte Kunstpädagogik und Kunstgeschichte an der Ludwig Maximilian Universität München besitzt einen Magister Artium Abschluß.
Sie schloß ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Helmut Sturm, Prof. Julião Sarmento an und war zuletzt Meisterschülerin bei Prof. Günther Förg.
Lorenz Straßl (* 1970, Ingolstadt)
studierte Grafikdesign und anschließend bei Günter Förg an der Akademie der Bildenden Künste München.
Ausstellungsansicht / Installation View BELLEPARAIS, Foto: hansmitterer.com
Benedikt Gahl mit Lorenz Straßl vor Lorenz Straßl, o.T. (Regal), 2024, mixed media, 85 x 132 x 30 cm, mit Platte: 125 x 196 x 35 cm)
Katharina Daxenberger lud Benedikt Gahl und Lorenz Straßl ein, mit ihr in BELLEPARAIS auszustellen. Die Ausstellung GahlDaxenbergerStraßl entstand in engem Austausch der Künstler.
Katharina Daxenberger, Detail aus "Unbeschwert" (Detail), 2022, Acryl auf Zeitschriftenpapier, 21,5 x 16,5 cm
Was Katharina Daxenberger via zigfacher Schichtungen und Überlagerungen von Grau-, Blau- und Schwarztönen einen Mikrokosmos, aus dessen Atmosphäre schemenhaft figurative Ausschnitte hervortreten.
Benedikt Gahl, Bad Cop. No Donut, 2024, Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm
Benedikt Gahls neue Arbeiten scheinen expressive Zeichen- und Formen aus Bewusstseinsströmen abzufangen, ohne sie ihrer Wildheit zu berauben. Eine Anfangsidee gelangt nie direkten Weges zum Kunstwerk, aber sie bringt einen genuin malerischen Prozess in Gang. Gahl "verschleift" den vorderen und hinteren Galeriebereich mittels einer minimalistischen Setzung, einer Zeichnung einer Schleife an der Schwelle, die die Räume trennt. Der Schritt über die Schwelle bedarf größerer Aufmerksamkeit, um nicht zu stolpern.
Installationsansicht Wandzeichnung Bendikt Gahl, BELLEPARAIS, Juni 2024
Benedikt Gahl, Deine Insel ist nicht meine Insel, 2024, Öl und Sprühbeize auf Leinwand, 175 x 140 cm
Lorenz Straßls Relief o.T. (Regal), 2024 lässt den Begriff von "Kunst überm Sofa" in neuem Licht erscheinen.
Lorenz Straßl, o.T., (109),2005, Leuchtkasten mit Lambda Print, 124 x 82,6 cm, Installationsansicht BELLEPARAIS, Juni 2024
Straßls Leuchtkastenarbeit o. T. (Nr.109) datiert aus dem Jahr 2005. Der Lambdaprint gehört zu einem Frühwerk des Künstlers, für das er 100 Diafotografien des gleichen Raums anfertigte. Den Raum ließ Lorenz als temporäre Skulptur aus Fundstücken und selbstgebauten Materialien mit Geschichte entstehen. Lorenz Straßl setzt als Abschluß seines Studiums (Meisterschüler von Günther Förg) vor der Kamera und für den Kamerablick menschenleere Räume in Szene, die nur für einen Moment existierten. "Die Hundertstel-Sekunde der Aufnahme erklärt weder die Umstände, die zu dieser Situation führten, noch den Ausgang dieser Szenen".
Lorenz Straßl, o.T. (Regal), 2024, mixed media, 85 x 132 x 30 cm, mit Platte: 125 x 196 x 35 cm)
Fossilien, 2023, Acryl auf Zeitschriftenpapier, 21.5 x 16.5 cm
Katharina Daxenbergers Arbeiten auf Zeitschriftepapier sind kleinformatig. Bei anderen Künstlern ist das kleine Format eine freie Wahl, nicht so bei Katharina Daxenberger. Ihre Arbeiten wirken wie ein Konzentrat großformatiger Arbeiten – als seien Fragestellungen von ausgreifendem Raum und Problemstellungen der Malerei komprimiert auf 21,5 x 16,5 cm.
Turbulenzen, 2022, Acryl auf Zeitschriftenpapier, 21.5 x 16.5 cm
Kostbare Überzeugung, 2022, Acryl auf Zeitschriftenpapier, 21.5 x 16.5 cm